"Es müssen ab sofort dezentrale Strukturen entwickelt werden: Keine “Sonder- und Pflegeimperien”, bei denen Förderschulen, Berufsbildungswerke, Tagesförderstätten, Wohnheime usw. unter einem Dach sind.
Stattdessen kleine Wohngruppen im Stadtinneren, Assistenzen für Menschen mit Unterstützungsbedarf im Alltag (Stichwort “Persönliches Budget”), Inklusionsbetriebe statt Werkstätten und den verbesserten Zugang zum 1. Arbeitsmarkt. Und ein komplett inklusives Schulsystem.
Darüber hinaus braucht es in der Heilpädagogik-Ausbildung die inhaltliche Auseinandersetzung mit “Macht und Machtmissbrauch durch Strukturen” im Bildungsplan, damit die späteren Fachkräfte zur Selbstreflexion in der Lage sind. Auch Supervisionen, also ein kritischer Blick von außen, sowie maßgebliche Mitsprache und Empowerment von Bewohner*innen und Beschäftigten müssen installiert werden.
Das all’ das möglich ist, beweisen wieder einmal die skandinavischen Länder Norwegen und Schweden:
Dort wurde bereits 1985 das zentralisierte, institutionalisiertes Wohlfahrtssystem durch dezentrale Formen der Hilfe ersetzt, die dem Gedanken der Teilhabe verpflichtet sind.
Alle Menschen mit Behinderung, die früher in Heimen wohnten, leben heute in kleinen Wohngruppen oder einer eigenen Wohnung.
Das Recht, so wie nicht-behinderte Mensche zu leben und zu wohnen, ist in diesen Ländern aus fachlicher Sicht bereits beantwortet. Die Umsetzung dieses Rechts ist heute dort in erster Linie eine politische Aufgabe.
Erwachsene mit “geistiger Behinderung” gehen einer regelmäßigen Beschäftigung nach, die deutlich getrennt vom Bereich des Wohnens ist. Sie erhalten dabei Hilfe und persönliche Unterstützung.
Angehörige von behinderten Kindern werden staatlich nach individuellen Bedürfnissen unterstützt, so dass die Kinder Zuhause leben und aufwachsen können.
Für diese Aufgaben wurde in Skandinavien ein vielseitiges und flexibles System errichtet, das soziale, psychologische, pädagogische und medizinische Leistungen umfasst.
Auch in Deutschland gibt es Alternativen zu Werkstätten und Wohnheimen
Es ist alles noch recht zaghaft, aber mit der Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention hat sich Deutschland bereits 2009 dazu verpflichtet, die von Wallraff aufgedeckten Formen von Diskriminierung zu verhindern und ein Recht auf ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Mit dem sogenannten „Persönlichen Budget“ können behinderte Menschen Leistungen beantragen, um sich ihre Assistenz selbst zu organisieren. Praktische Hilfe dabei gibt es bei Unternehmen wie Assistenz.de.
Eine großartige Ideen ist die (Online-) Plattform für inklusives Wohnen Wohn:sinn: In inklusiven WGs leben Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen. Die Kosten können aus dem persönlichen Budget mitfinanziert werden.
Das Bildungssystem in Deutschland beginnt sich auch für behinderte Kinder langsam zu öffnen. Es ist noch ein weiter Weg, aber Projekte wie Eine Schule für Alle und Inklusionfakten zeigen, wie es gehen kann.
Ich habe in meiner langjährigen Arbeit die Erfahrung gemacht, dass es meist die Vorurteile und fehlende Ressourcen sind, die Inklusion verhindern. Wenn Schulen Inklusion praktisch umsetzen, bestätigen sich jene theoretischen Vorurteile allerdings nicht – und Lehrkräfte und Eltern berichten von Vorteilen für alle Schüler.
Vereine und Projekte wie BIS e.V. aus Berlin, die Hamburger Arbeitsassistenz in Hamburg und ACCESS Integrationsbegleitung aus dem Süden Deutschlands setzen sich für die Qualifizierung, Unterstützung und Vermittlung von Menschen mit Behinderung in den allgemeinen Arbeitsmarkt ein."
Quelle: https://raul.de/leben-mit-behinderung/wallraff-lebenshilfe-und-die-konsequenzen/
recht weit unten auf der Seite.
Das Interview finde ich nicht, ich befürchte, es war in einer Wallraff-Sendung und die finde ich nicht wieder @esta1