Timbatuku Das ist mir sehr wohl bekannt und ich habe auch nichts Gegenteiliges behauptet.
Nein, hast Du nicht. Dennoch klang Dein Beitrag so als wenn mit dem Sorgerecht Alles steht und fällt, dem wollte ich nur entgegengehen.
Tut mir leid wie das damals bei Dir gelaufen ist.
Doc_Schüller Und, wie oft wurde es beim Vater belassen, wenn beide Eltern keinen Anlass dazu gaben, dass das Kind bei ihnen Nachteile erlitte?
Selten. Eben wegen dem was ich oben schon ausgeführt habe, die Situation war in den meisten Fällen in der Grundstruktur: Vater arbeitet Vollzeit, Mutter zu Hause (oder höchstens Teilzeit) - für die Kinder wäre es eine zu große und vor allem auch sinnbefreite Umstellung gewesen.
Dafür wurde aber auch -in strittigen Fällen- scharf nach einem Umgangsrecht für den Vater geschaut welches die Mutter einzuhalten hatte. Alleiniges Sorgerecht war übrigens auch damals bei verheirateten Eltern nach der Scheidung nur in Ausnahmefällen der Fall. Es mußte gute Gründe geben um es dem Anderen abzusprechen. Meine Eltern haben sich 1984 scheiden lassen und mein Vater hatte weiterhin auch das Sorgerecht. Wie es vor 1977, also vor Abschaffung der "Schuldfrage" war, weiß ich nicht.
Das Problem waren die unehelichen Kinder. Da hatten die Väter es bis zur Gesetzesänderung in strittigen Fällen schwer bezüglich des Sorgerechts. Ein Umgangsrecht hatten allerdings auch sie. Also nix von wegen "Ich darf zahlen aber mein Kind nicht sehen" - das stimmt schlicht so nicht. Es sei denn es lagen Verfehlungen vor die ihm das verbieten. Gegen diese Macht die (leider) viele Mütter ausüb(t)en konnte man schon immer auch angehen, eine Mutter darf den Kontakt zu Vater nicht verbieten und durfte es auch nie (im Übrigen auch dann nicht, wenn der Vater keinen Unterhalt zahlt(e). Es geht in erster Linie um das Kindeswohl und ein Kind hat das Recht den Vater zu sehen). Sie durfte und darf auch nicht alleine bestimmen wann der Vater das Kind sehen darf. Klappt das nicht untereinander zu regeln, so gibt es Jugendämter und in der weiteren Instanz Gerichte.
Wisst Ihr, ich habe damals schon vor und auch parallel zu meiner Ausbildung für insgesamt knapp 10 Jahre in einer Kneipe gejobbt. Diese war eine reine Stammkneipe, ergo kannte man sich und man bekommt auch hinter der Theke viele Gespräche mit. Es gab dort einige Väter die sich über die große Ungerechtigkeit beschwerten, das Männer/Väter ja so sehr benachteiligt seien, sie dürften ja nur zahlen hätten nichts davon, die Mütter würden sich nun ein Leben wie die Made im Speck führen usw....man kennt das.
Was sie dabei aber völlig außer acht ließen war ihr eigenes Verhalten. Da wurden Besuchstage oder sogar Wochenenden mit dem Kind kurzfristig abgesagt weil man(n) einen Kater hatte oder weil ein ach so wichtiges Dartspiel anstand. Sich dann beschwert wenn die Mutter sauer war, er habe doch immerhin bescheid gesagt! Das war nur ein Beispiel. Ich könnte ein Buch schreiben.
Insgesamt nach dem Motto "Wasch mich, aber mach mich nicht nass". Ich will die Rechte, aber keine Pflichten. Wie Vielen habe ich den Tip gegeben mal zum Jugendamt zu gehen oder zu einem Anwalt. In 90% der Fälle bekam ich dann zu hören: "Nützt doch sowieso nichts, die stehen doch Alle auf Seiten der Mutter" und es wurde weiter gejammert.
Dieses und ähnliches Verhalten, bzw. Einstellung, generell das Verhalten der Väter, wird bei der Aussage "Väter haben es schwer(er) bei einer Trennung" leider sehr oft außer acht gelassen.
Zu schnell ist "man" dabei dem armen Vater beizustehen und die bösen Gerichte die ja immer auf Seiten der Mutter stehen oder/und die Mutter gleich mit zu verurteilen. Und das ist leider damals wie heute noch so. Mich ärgert das ebenso immer wieder 😒😉
Ich möchte damit sagen, dass ich von diesen Erfahrungen her (wie gesagt, bei Weitem nicht nur den Meinigen) immer sehr, sehr vorsichtig bin wenn mir Männer (aber durchaus auch Frauen!) begegnen und sich als ein Opfer in dieser Hinsicht hinstellen.
Natürlich gibt es hier Ungerechtigkeiten! Männer die sich kümmern wollen und denen Steine in den Weg gelegt werden, die hart um ihre Recht für die Kinder kämpfen, die auch Ungerechtigkeiten Seitens der Gerichte erfahren (da sitzen auch nur Menschen). Keine Frage! Was ich aber aus den Erfahrungen weiß ist, dass es längst nicht so Viele sind denen hier von Gesetz Wegen (angeblich) Steine in den Weg gelegt werden wie es immer dargestellt wird. Dass sehr Viele ihr nicht gerade geringes Scherflein dazu beitragen, dass ihre Situation so ist wie sie ist.
Und dies war vor auch 25 Jahren nicht so viel anders als heute.
@Timbatuku: womit ich jetzt natürlich nicht Dich meine! Das kann und will ich nicht beurteilen, das war nur allgemein genannt. Aber ich tendiere auch dahin wie ich Dich mittlerweile (ein)schätze, dass Du einer von den Vätern gewesen bist, bei denen die Ungerechtigkeit des alleinigen Sorgerechts richtig durchgeschlagen hat. Wie gesagt, es tut mir leid! Und ich hoffe, dass Du wenigstens seit Dein Kind erwachsen ist einen guten Kontakt hast.
Doc_Schüller Auch Väter können halbtags arbeiten, auch Mütter können Unterhalt zahlen.
Aber natürlich! Und ist das der Fall, dann wird das Gericht hier genauso verfahren wie oben beschrieben. Es ist nur heute noch immer eben weit seltener der Fall.
Sollen denn die Gerichte rein aus Prinzip, damit eine bessere Verteilung entsteht eine Väterquote erstellen?
Genau DAS wird immer wieder außer acht gelassen: Dass auch heute noch meistens die Mütter die engeren Bezugspersonen sind was den Alltag angeht.
Doc_Schüller Wieso "vor allem"? Da sollte man doch eher andere Kriterien heranziehen oder auch die Kinder fragen als eine bisher gelebte Rollenverteilung unkritisch festzuschreiben.
Ich bitte Dich! Die Rollenverteilung haben doch die Eltern selbst festgeschrieben! Sie haben sich irgendwann mal so geeinigt und daraus entstehen nun mal im Fall einer Trennung Konsequenzen - das ist doch keine Entscheidung des Gerichts!
Doc_Schüller Das ist der Fall, den ich meine. Beide Eltern sind grundsätzlich vergleichbar geeignet, bleibt dann das Kind beim Vater, wenn dieser am bisherigen Wohnort, vielleicht sogar noch in der alten Wohnung wohnen bleibt und die Mutter in eine andere Stadt ziehen will?
Das ist von Fall zu Fall verschieden. Muß im Zweifel dann auch vom Gericht entschieden werden. Und glaube mir: Nicht in allen Fällen wird hier der Mutter dann einfach mal so gestattet wegzuziehen mit dem Kind. Manche stehen dann vor der Entscheidung dieses eben beim Vater zu lassen oder zu bleiben. Gibt es gar nicht so selten.