Wolfgang
Lieber Wolfgang, nett, dass du dich dieses Problems annimmst und ich denke, es ist auch für die Zukunft etwas, über das man reden muss, aber das war im November, vor Corona, der Schüler hat inzwischen die Schule verlassen, und mich betrifft das Problem bestimmt längere Zeit nicht mehr, weil ich vorläufig nicht an die Schule zurückgehe.
Ich sage dennoch etwas dazu.
Dieser Junge bricht nach einer halben Runde am Sportplatz zusammen, außerdem wirst du ihn in dieser Verfassung kaum dazu bringen, er wird eher mit einem, der auch nur grinst, eine Rauferei anfangen. Liegestütze das Gleiche. Er wird weinend am Boden liegen und in seiner Wut etwas zerstören, wenn du nicht aufpasst.
Außerdem haben wir kein Personal, das ist ja, was ich beklage, wir brauchen jemanden, zu dem wir das Kind schicken können, der mit ihm ruhig redet, ein Stück geht, ihn aus der Schusslinie nimmt. Am besten wäre, ihn heimzuschicken, aber da ist meistens niemand, wer weiß, was er da anstellt.
Letzter Punkt: Verweis
Verweis ist für die anderen Schüler wichtig. Wenn sie sehen, dass es sanktioniert wird, fühlen sie Gerechtigkeit, ansonsten solltest du mal das Protestgeschrei hören.
Ein Verweis ist außerdem wichtig für die Dokumentation, Kollegen müssen nachlesen können, was da schon los war, die Eltern müssen Bescheid wissen. Ein Verweis ist keine Strafe, aber eine Ansammlung von Verweisen führt irgendwann tatsächlich zu Maßnahmen, wenn ein Kind für die Schule untragbar wird. Wenn nie etwas schriftlich festgehalten wird, sagt sich jeder zu recht: Was wollen Sie, es gibt doch keine Klagen?
Bei uns ist es so, dass wir Absprachen haben, Kinder, die die Schule verlassen müssen (wegen Drogenhandels, wegen übler Aggressivität, wegen Mobbings usw.) fallen nicht durch das Raster, sie werden von anderen Schulen aufgenommen, wie auch wir Schüler aufnehmen, die bei uns neu beginnen können. Diese Chance nützen alle. Ein Rauswurf ist so eine große Sache, man muss in eine neue Umgebung, niemand weiß etwas (meistens sickert es doch durch, aber das ist eine andere Sache), man wird so wahrgenommen, wie man sich gibt und nicht mit einem Rattenschwanz von Untaten, wir haben die besten Erfahrungen damit gemacht.
Und das geht eben im Normalfall nur, wenn eine gewisse Anzahl von Verweisen vorliegt, wenn man Dokumentation hat. Daher ist es immer sinnvoll, etwas zu schreiben.
In obigem Fall machte Corona alles zunichte. Der Schüler, der vorher schon sehr sehr schlecht stand, konnte aufgrund der Umstände seine Lücken nicht aufholen, mir schickte er sogar einiges, von mir bekam er auch eine gute Note, aber in seinen Problemfächern war es hoffnungslos. Die paar Monate im Präsenzunterricht durften die Kinder nicht aufstehen, nur unter Aufsicht draußen Pausen machen, sie waren nur eine kleine Gruppe, weil die Klasse geteilt worden war, er ist älter geworden, es gab keine Probleme mehr mit ihm.
Wie gesagt, ich mochte ihn sehr, aber ich bin überzeugt, an der neuen Schule ist er besser aufgehoben.