Timbatuku Es ist ein bisschen auch der Begriff "Parteisoldat". Ich weiß nicht, wann und aus welchem Anlass er geprägt wurde, denke aber, er wurde aus guten Grund gewählt. Ein Soldat ist per Gesetz (§12 SG) dazu verpflichtet, Befehle widerspruchslos und ohne groß nachzudenken auszuführen
Nun, da habe ich ein weniger martialisches Verständnis, The Free Dictionary trifft es für mein Empfinden besser:
Par·tei·sol·dat, Par·tei·sol·da·tin SUBST übertr. jmd., der lange Jahre mit hohem Engagement für seine Partei gearbeitet hat
Als Parteisoldat muss man keineswegs kritisches Denken ablegen, eher sehe ich den Begriff durch das Zurückstellen eigener selbstsüchtiger Profilierungsambitionen (Karrierebestreben) hinter das Wohl der Partei gekennzeichnet.
Eben ein Parteimitglied, das die von oben diktierten Anordnungen ohne Diskussion ausführt.
Könnte demnach ein Parteivorsitzender kein Parteisoldat sein?
Um Irritationen und Missverständnisse zu vermeiden können wir uns aber gerne von jetzt an auf den Begriff "Parteimitglied" einigen, der mir ohnehin besser gefällt.
Da kann ich gerne mitgehen.
Innerparteilicher Streit, sofern öffentlich vorgetragen, ist für viele bereits "Beschädigung"
Diese "Vielen" sollte man aushalten können.
kommt ja auch immer darauf an, in welcher Tonlage der Streit vorgetragen wird. Es reicht aber nicht, von der Parteilinie abweichende Meinungen nur intern vorzutragen
Wo ist die Grenze zwischen innen und außen? Ist ein Parteitag innen, eine Talkshow aber außen? Nein, Dissenz darf natürlich auch in der Öffentlichkeit stattfinden, aber eben immer mit dem Respekt für diejenigen, die anderer Meinung sind. Der rechte und der linke Flügel einer Partei müssen noch in der Lage sein, sich über gemeinsame Strategien für die kommenden Wahlen zu verständigen, ohne dass die eine Hälfte beleidigt die Unterstützung einstellt oder gar die andere Hälfte zu beschädigen sucht. Und wenn es doch mal soweit gekommen ist, müsste man eigentlich von zwei Parteien sprechen. Der Austritt 2005 von Lafontaine aus der SPD und die Gründung der WASG waren also folgerichtig und kein "Verrat" an der SPD, wie es manche betrachtet haben. Genauso kann Lafontaine argumentieren, dass sich der Rest der SPD von ihm und seinen Mitstreitern abgespalten hat.
Ich stelle mit Genugtuung fest, dass du eingesehen hast, dass Weglassen doch eine Option gewesen wäre. 😉 Ob eine gute oder eine schlechte, das stand ja nicht zur Debatte.
Gut, dass Du noch einen Smilie hineingeschoben hast.
Woher nimmst du die Erkenntnis, dass das 10 bis 15 Jahre so geblieben wäre?
Ich glaube nicht an wundersame Selbstheilungen.
Das ist eben das Problem mit Annahmen in Politik und Wirtschaft: Niemand weiß es und auch niemand kann es später nachprüfen, einfach weil die Ausgangslage der Situation nicht wiederherstellbar ist, sodass man sie zum Vergleich mit einem anderen Ansatz angehen könnte. So kommt es eben, dass die einen auf ihrer Annahme beharren, während die anderen es mit ihrer genauso tun.
Ich gehöre zu keiner der beiden Gruppen. Weder sonne ich mich darin, Recht behalten zu haben (was in der Tat nur schwer zu belegen ist), noch bade ich gern in Selbstmitleid, wenn die Mehrheit sich anders entscheidet. Die Vergangenheit kann man doch nicht ändern.
Noch heute, nach über 10 Jahren, scheiden sich die Geister an Sinn und Zweck, und vor allem am Erfolg der damaligen Abwrackprämie. Die einen jubeln immer noch, dass damit Deutschland vor dem Sumpf gerettet wurde und die anderen wettern immer noch, dass es die größte Steuerverschwendung aller Zeiten war und die Wirtschaft auch so wieder Fuß gefasst hätte.
Ich schaue in solchen Fällen gerne mal ins Ausland, deren Blick ist oftmals weniger ideologisch überladen als unserer. Die Abwrackprämie sehe ich auch nicht unbedingt als Weisheit letzter Schluss, aber ich erinnere mich an höchsten Respekt im Ausland für unser Modell der Kurzarbeit, welches in Krisenzeiten dazu führt, dass Entlassungen vermieden werden können, eine Win-Win-Win-Situation für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und die Gesellschaft, so dass sich dementsprechend alle drei an der Finanzierung beteiligen.
Wobei aber auch mal erwähnt werden sollte, dass Hartz IV nicht erdacht wurde, um die deutsche Wirtschaft vor dem Abgrund zu bewahren. Hartz IV war ja nur ein Teil der Agenda 2010.
OK, meine Äußerungen bezogen die Gesetzespakete der Agenda 2010 mit ein. An Hartz IV trage ich gerne die Vereinfachungen des Leistungsbezugs mit (Zusammenlegung verschiedener Sozialansprüche), wobei ich grundsätzlich ein Anhänger von bedingungslosen Sozialleistungen bin. Das was derzeit an Schikanierungen von Hartz IV-Empfängern betrieben wird, finde ich oftmals menschlich schäbig und aus gesellschaftlicher Perspektive kontraproduktiv.
Und in dem damals vorherrschenden Reformwahn, alles und jeder wurde irgendwie reformiert, ist man dann weit übers Ziel hinausgeschossen.
Kann passieren, dann muss man halt nachbessern. Immer noch besser als sich darauf zu versteifen, das Rad der Geschichte komplett zurückdrehen zu wollen, also die ganze Agenda 2010 zurückzunehmen.
Es wäre ja ok gewesen, Teile der Agenda 2010 durchzuziehen um die Wirtschaft zu stärken, bis dahin gehe ich ja konform mit dir, aber diesen kompletten Hartz IV-Mist hätte man sich schenken können.
Wahrscheinlich liegen wir gar nicht sooo weit auseinander.
Das kann man nicht so deutlich trennen. Die Superreichen sind in aller Regel auch Wirtschaftsteilnehmer. Und sei es nur über die riesigen Aktienpakete, die sie besitzen. Wenn ein Konzern große Gewinne abwirft (unter anderem eben auch durch Lohndumping), dann profitiert davon auch, und sogar in erheblichem Maße, der Anteilseigner.
Die Einkommensschere bekommt man nicht in den Griff, indem man die Gewinne der Unternehmen zurechtstutzt. Im Zweifelsfall werden die Aktienpakete einfach umgeschichtet, oder aber die Unternehmen verlagern ihren Firmensitz ins Ausland oder werden dank niedriger Aktienbewertungen von Konkurrenten geschluckt. Solange wir nicht an die Apples, Googles und Facebooks herankommen, oder an andere multinationale Konzerne, denen Steuersatz-Rosinenpickerei erlaubt wird, solange wir nicht Steuerschlupflöcher effektiv gestopft bekommen, solange bekommen wir das Problem des Turbokapitalismus nicht in den Griff.
Und wie gut wäre die Einnahmenseite erst, wenn große Vermögen und Einkommen höher besteuert würden? Auch da traut sich die SPD nicht ran.
Warum zuforderst diejenigen stärker belasten, die überhaupt noch in Deutschland Steuern bezahlen? Höhere Besteuerung von Einkommen trifft nur die, die sich noch nicht der Besteuerung entziehen. Warum nicht erst einmal dafür sorgen, dass alle die bestehenden Steuern zahlen? Warum nicht erst einmal Steuerschlupflöcher schließen durch Vereinfachung der Steuergesetze? Warum nicht das Verschieben von Gewinnen in Länder mit nahezu nicht existenten Steuern unterbinden? Eine Vermögenssteuer halte ich für da für sinnvoll, wo Vermögen ohne eigene Leistung entsteht. Warum z.B. keine höhere Erbschaftssteuer? Und wenn das Vermögen in Unternehmen steckt, wird beim Vererben der Staat halt Anteilseigner. Die Erben können sich diese Anteile dann bei entsprechender eigener Leistung schrittweise zurückkaufen.
Doc_Schüller Es kann also nicht ausschließlich die Orientierung zur Mitte bzw. hin zu wirtschaftsfreundlicheren Positionen gewesen sein, die der SPD zugesetzt hat.
Was denn sonst?
Z.B. der Linksruck der CDU, was dieser wiederum jetzt auf die Füße fällt in Form der AfD.
Nein, die Vermutung ist falsch. Viele Leute würden bestimmt eine linksorientierte SPD wählen, wenn sie denn glaubwürdig wäre.
Das spielt sicher mit hinein, erklärt aber nicht das Versagen der Linken, diese Wähler aufzufangen.
Trotzdem wählen sie nicht die Linke. Aus vielerlei Gründen. Einer der wichtigsten ist immer noch die Stigmatisierung als ehemalige PDS, die Verunglimpfung als Kommunisten, usw.
Ich werde Dir nicht das Gegenteil beweisen können, aber ich glaube da nicht dran, nicht 28 Jahre nach der Wende.
Hätte die SPD unter Schröder diesen fatalen Trip zur Mitte gar nicht unternommen, wäre die Linke nie gegründet worden, die PDS wäre wahrscheinlich immer bedeutungsloser geworden
Das denke ich auch.
und zählt man beim aktuellen Wahlergebnis zu den SPD-Stimmen den größten Teil der Linken und obendrauf noch einen Zuschlag an frustrierten Nichtwählern, dann hätten sie die Wahl locker vor der Union gewonnen.
Um diesen ominösen Zuschlag geht es mir doch gerade. Den kann derzeit weder die SPD noch die Linke einfahren, und um das zu erklären, brauche ich gleich zwei Thesen, die mangelnde Glaubwürdigkeit der SPD (die sich m.E. durchbrechen ließe) und die vermeintliche unfaire Stigmatisierung der Linken (an die ich nicht glaube).
Heute gibt es wieder Fachkräftemangel. Vielleicht angeblich, vielleicht auch tatsächlich - ich bin mir noch nicht ganz sicher.
Im Baugewerbe gibt es den ganz offensichtlich.
Aber von meinem Vorschlag, doch einfach mal mehr anzubieten als andere Betriebe, wollen sie auch nichts wissen.
Es wird ja inzwischen mehr angeboten, nur es gibt die Leute nicht. Ich verstehe bis heute nicht, warum so wenige in diese Berufe streben. Ausbildungsplätze gibt es ebenfalls zur Genüge, sie lassen sich nur nicht besetzen.
Nach meiner Beobachtung ist im Arbeitsmarkt dieses Gesetz von Angebot und Nachfrage ausgehebelt. Funktioniert einfach nicht mehr.
Dafür hätte ich gerne eine Erklärung. Wie gesagt, mir fällt selber keine ein. Wäre ich ein Handwerksmeister, könnte die Auftragsbücher füllen ohne Ende, hätte also auch die Möglichkeit, entsprechend gute Preise zu verlangen, warum sollte ich nicht entsprechende Löhne zahlen, um die Aufträge annehmen zu können? Vorausgesetzt es gibt dieses Personal überhaupt.