Enteignung von Immobilienunternehmen

esta1

Was haltet Ihr davon? Ist das überhaupt möglich?

Xysticus_cristatus

Ich halte davon nichts.

Wolfgang

Ich habe volles Verständnis für die Mieter.
Recht auf Eigentum ist eine Sache. Eigentum darf auch Gewinn erwirtschaften. Eigentum bringt aber auch eine Verantwortung mit sich.
Recht auf ein Dach über dem Kopf ist einen andere Sache. Das Eigentum darf andere nicht vernichten.
Wohnungen müssen bezahlbar bleiben.
Lebenswerte Wohnungen müssen bezahlbar bleiben - nicht Rattenlöcher.
Immer wieder spreche ich mit Menschen, die über ihre Wohnsituation verzweifelt sind. Sie erwähnen dabei auch die "Deutsche Wohnen", die sie schickaniert. Andere würden gerne umziehen, es ist aber aussichtslos, etwas bezahlbares zu finden. (Bezahlbar bedeutet: Für ihren finanziellen Hintergrund bezahlbar.)
Ich gebe unseren Politikern eine grosse Schuld, dass es soweit gekommen ist! Welche saudumme Schnapsidee war es denn, öffentliche Wohnimmobilien an private Gesellschaften zu verhökern? Da musste doch jedem klar sein, dass diese Gesellschaften nach Gewinnmaximierung streben.
Wie bremst man das wieder?

Xysticus_cristatus

Wolfgang Ich gebe unseren Politikern eine grosse Schuld, dass es soweit gekommen ist! Welche saudumme Schnapsidee war es denn, öffentliche Wohnimmobilien an private Gesellschaften zu verhökern? Da musste doch jedem klar sein, dass diese Gesellschaften nach Gewinnmaximierung streben.
Wie bremst man das wieder?

So ist es! Das Dumme ist nur, dass die Politiker, auch jene, die nicht Minister oder Senatoren sind, sondern auch die Parlamentarier, machen können, was sie wollen. Zur Rechenschaft werden sie eh nie gezogen.
Man müsste sonst dieses Pack, das, z.B. in den 90-er Jahren in Berlin, die Gewobag und Gesobau und wie sie alle hießen, in Vonovia und sonstige üble Firmen überführten, zur Rechenschaft ziehen. Geht aber nicht, macht auch keiner, die Dummen sind die Mieter.
Nur, eine Enteignung, jetzt, macht nichts besser. Wenn Berlin Eigentümer von Vonovia und Konsorten werden würde, würde sich genau gar nichts ändern.

esta1

Wolfgang Ich gebe unseren Politikern eine grosse Schuld, dass es soweit gekommen ist! Welche saudumme Schnapsidee war es denn, öffentliche Wohnimmobilien an private Gesellschaften zu verhökern? Da musste doch jedem klar sein, dass diese Gesellschaften nach Gewinnmaximierung streben.
Wie bremst man das wieder?

👏 Volle Zustimmung. Das ist aber auch in anderen Städten passiert, z.B. Dresden.
Ich frage mich nur von welchem Geld will Berlin die Wohnungen zurück kaufen? Das wird ja nicht billig! Und ist eine Enteignung überhaupt möglich?

Timbatuku

Wolfgang Ich gebe unseren Politikern eine grosse Schuld, dass es soweit gekommen ist! Welche saudumme Schnapsidee war es denn, öffentliche Wohnimmobilien an private Gesellschaften zu verhökern?

👍 👍 👍 Ich kann gar nicht genug Daumen geben!

Timbatuku

esta1 👏 Volle Zustimmung. Das ist aber auch in anderen Städten passiert, z.B. Dresden.

Nicht nur in Großstädten, sondern auch in mittleren und kleinen Städten ist das passiert, weil es dem damaligen Zeitgeist entsprach: Privat vor Staat! Genau das ist als universeller Leitsatz absoluter Quatsch!

Timbatuku

esta1 Und ist eine Enteignung überhaupt möglich?

Möglich ist das schon. Gibt schon ein Gutachten eines Professors für Verfassungsrecht. Die Frage ist eher, ob es der richtige Weg ist. Weil das Geld, das als Entschädigung an die Enteigneten gezahlt werden müsste, fehlt dann ja für den Bau neuer Wohnungen. Wir brauchen aber nicht nur günstigere Wohnungen, sondern auch mehr Wohnungen.

Wolfgang

Ob eine Enteignung möglich ist, wird sicherlich das Bundesverfassungsgericht entscheiden müssen. Da wage ich keine Vorhersage!!
Und was das Geld betrifft, so passiert in Berlin (und anderswo) soviel tolldreister Unfug, dass da schon Einsparpotential möglich wäre.
.
Immer wieder höre oder lese ich, dass STATT Enteignung BESSER auf neuem Baugrund neu gebaut werden sollte.
Hä? Wie bitte? Das kann doch kein entweder-oder sein. Das muss ein "UND" sein. Das muss doch heissen: Es soll sowohl enteignet werden als auch neu gebaut.

Timbatuku

Wolfgang Immer wieder höre oder lese ich, dass STATT Enteignung BESSER auf neuem Baugrund neu gebaut werden sollte.
Hä? Wie bitte? Das kann doch kein entweder-oder sein. Das muss ein "UND" sein. Das muss doch heissen: Es soll sowohl enteignet werden als auch neu gebaut.

Ich bin mir da noch nicht sicher. Eins ist dabei klar: Sowohl Enteignung als auch Neubau sind Prozesse, die einige Zeit in Anspruch nehmen und keine Sofortwirkung entfalten. Nun habe ich irgendwo gelesen, dass die Errichtung von neuem Wohnraum (inkl. aktueller Energiespartechnologie) wesentlich günstiger zu haben ist als die Enteignung bestehender Wohnungen, die vornehmlich alte Bausubstanz mit entspechende Instandhaltungskosten sind. In der Betrachtung hielte ich es für dumm, sich dieser alten Substanz zu bemächtigen. Stattdessen könnte man doppelt so viel in Neubau investieren, das entspannt den Wohnungsmarkt, wirkt dämpfend auf das Mietpreisniveau und zeitlich ist nichts verloren.

esta1

Wolfgang Und was das Geld betrifft, so passiert in Berlin (und anderswo) soviel tolldreister Unfug, dass da schon Einsparpotential möglich wäre.

Na das auf jeden Fall, aber dazu kommt es ja nicht. Dazu müsste man die Fehler erst mal einsehen.

Timbatuku Nun habe ich irgendwo gelesen, dass die Errichtung von neuem Wohnraum (inkl. aktueller Energiespartechnologie) wesentlich günstiger zu haben ist als die Enteignung bestehender Wohnungen, die vornehmlich alte Bausubstanz mit entspechende Instandhaltungskosten sind.

Ich habe keine juristischen Kenntnisse, aber die Immobilientypen werden doch garantiert dagegen Klagen und wer zahlt das dann alles? Abgesehen davon wie lange es dann dauert.
Beim Neubauen habe ich das Problem, das dann alles zu gebaut ist, auch irgendwie nicht so schön.

Vor über 20 Jahren habe ich mal in London für 3 Monate gewohnt. Ich hatte eine Abstellkammer in der nur ein kleines Bett stand. Also man hat die Tür geöffnet und war im Bett, außerdem befand sich noch ein Elektrokasten im Zimmer der in regelmäßigen Abständen laut mit brummen anfing, die Miete war unglaublich hoch, konnte mir das kaum leisten.
Aber so ist das halt in Metropolen, Berlin ist nicht mehr das was es mal war, leider, aber die Leute wollten es ja so.

Wolfgang

Auf meinem Grundstück findet auch gerade eifriger Wohnungsbau statt. Ich stelle Grund, Boden, Busch und Strauch kostenlos zur Verfügung:
Ein Amselpärchen baut ein Nest im Gestrüpp einer kletternden Windenpflanze an meiner Hauswand.
Meisen fliegen am Nistkasten ein und aus.
Ich habe sicher noch nicht alle entdeckt. Die wollen ja auch gar nicht entdeckt werden.
Bald werde ich mir einen Igel aus der Igel-Überwinterungsstation holen und im Garten aussetzen.
Ich habe Spass daran und werde keinen Zuschlag für Wohnungsmodernisierung erheben. Jawoll!!

Wolfgang

Timbatuku
Die alte Bausubstanz ist aber da. Die gibt es bereits. Was ist mit den Mietern mit schwachen Einkommensverhältnissen, die hier bereits leben? Sie leben entweder in Wohnungen, wo nichts getan wird und die folglich vergammeln bis die Mieter rausgeekelt sind oder es wird "saniert" und die Sanierungskosten werden auf die Miete draufgeschlagen. Erkläre das mal einem Rentner oder einer alleinerziehenden Mutter mit 2 Kindern und 800 € Einkommen...

Timbatuku

Wolfgang Ja, natürlich hast du recht, da suche ich noch nach der für mich besten Lösung. Dass dafür eine Lösung gefunden werden muss, darin sind wir absolut einig! Aber ist Enteignung der richtige Weg? Ich habe gestern einen großen Teil der Sendung "Presse-Club" gesehen, die sich dem Thema angenommen hat (unter anderem mit Heribert Prantl, den ich sehr schätze). Einige Thesen haben mich zum Nachdenken gebracht. Daher meine Skepsis gegenüber dem Thema "Enteignung". Zu teuer, zu langwierig. Möglicherweise wäre eine Deckelung der Mieten der geeignetere Weg, den Mietern zu helfen.

Wolfgang

Timbatuku Deckelung der Mieten der geeignetere Weg, den Mietern zu helfen.

Einverstanden. Darüber könnte man auch nachdenken.

Zimt

esta1 aber die Leute wollten es ja so.

Wen meinst Du mit "die Leute" ?

Timbatuku

esta1 Beim Neubauen habe ich das Problem, das dann alles zu gebaut ist, auch irgendwie nicht so schön.

Städte wachsen nun mal und irgendwo ist das ja auch gewollt. Wenn an einem Ort zu viele Menschen zu wenige Wohnungen haben, kannst du das Problem nur auf zwei Weisen lösen: Entweder reduzierst du Menschen oder erhöhst die Anzahl Wohnungen. Für welchen Weg würdest du dich entscheiden? Gibt es brauchbare Möglichkeiten, die Leute von der Stadt fernzuhalten? Und ist das überhaupt eine Lösung? Sind im Umland ausreichend Wohnungen oder fehlen sie da genauso?

esta1

Zimt Wen meinst Du mit "die Leute" ?

Als ich das geschrieben hatte, dachte ich so innerlich schreib das mal anders, sonst kommt genau die Frage🙃. Ich war aber zu faul, das noch mal zu ändern. Also ich meinte, das es ja doch vielen Menschen scheinbar gefällt in so einer Metropole zu wohnen, sonst würden nicht jährlich
40 000 dazu kommen. Mir persönlich hat auch London nicht gefallen, aber viele sind begeistert von dieser Stadt und wollen da leben.

esta1

Timbatuku Entweder reduzierst du Menschen oder erhöhst die Anzahl Wohnungen. Für welchen Weg würdest du dich entscheiden?

Eindeutig: Die Menschen reduzieren!😂 Scherz!
Wir sollten versuchen das Land attraktiver zu machen!

Wolfgang

esta1 dass es ja doch vielen Menschen scheinbar gefällt in so einer Metropole zu wohnen,

Das ist eine Frage der Broterwerbs.
Mein Sohn (Familie, 2 Kinder) lebte bis vor vier Jahren in Prenzauer Berg /Berlin. 80 qm wurden zu knapp für die grösser werdenden Kinder. Er suchte eine grössere Wohnung. Das Familieneinkommen ist gut. Er muss nicht auf den Euro gucken. Aber egal, was er fand: Enweder die geforderten Mieten waren irrwitzig astronomisch hoch, oder es gab nichts brauchbares. (Und es gab / gibt genug Ausländer z.B. aus Russland oder dem verarmten Griechenland die diese Mieten zahlen.)
Da konnte er jedenfalls billiger selbst bauen, doch dann war das neue Problem, dass es keine akzeptablen Baugrundstücke gab. Kriterium war: Gross genug für ein bis zwei Häuser, aber nahe genug an seinem Büro, denn er will nicht jeden Tag stundenlang mit An- und Abfahrt vergeuden! Da ist ihm seine Lebens- und Arbeitszeit zu schade!)
Nach langer Suche hat er doch etwas gefunden, am Stadtrand, aber so nahe an der Arbeitsstelle, dass es mit dem Fahrrad erreichbar ist. Er könnte seinen Mercedes bar bezahlen, aber er fährt schneller mit dem Fahrrad zur Arbeit!😬

esta1

Wolfgang dass es ja doch vielen Menschen scheinbar gefällt in so einer Metropole zu wohnen,

Das ist eine Frage der Broterwerbs.

Den Zusammenhang verstehe ich jetzt nicht?

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