Eine erste Reaktion - auf @esta1 ist eben Verlass! 👍 😉
esta1 Das ist ja in Deutschland leider auch der Fall zumindest im Gesundheitswesen, in Amerika ist es vermutlich noch schlimmer.
Komisch, genau an dem Satz (den du zitierst) bin ich auch hängengeblieben und dachte gleich an unser örtliches Krankenhaus, dessen Gynäkologie letztes Jahr geschlossen wurde. Nun müssen die Frauen in weiter entfernt liegende Krankenhäuser zum Kinderkriegen. Nicht weil unser Krankenhaus insgesamt wirtschaftlich gewackelt hätte, nein, es wurden insgesamt immer schwarze Zahlen geschrieben, im Gegensatz zu vielen anderen Krankenhäusern. Nur diese eine Station war nicht so ertragreich wie andere und wurde deshalb geschlossen. Das muss man sich mal vorstellen!
esta1 In Amerika galt ja lange Zeit der Traum "Vom Tellerwäscher bis zum Millionär", das ist heute allein durch harte Arbeit nicht mehr zu schaffen.
Das war auch früher nicht zu schaffen, auch nicht in Amerika. Wenn es so einfach wäre, Millionär zu werden, dann gäbe es dort ja nur Millionäre. Dieser "Traum" war also nichts als ein Spruch. Ein motivierender vielleicht, aber eben nur ein Spruch. Tatsache ist, dass einige wenige Leute es geschafft haben, von ganz unten nach oben zu kommen. Das gibt's nicht nur in Amerika, sondern hier auch. Das waren dann Leute mit der richtigen Idee zur richtigen Zeit am richtigen Ort, mit genug Mut, um es zu versuchen und vor allem mit ganz, ganz viel Glück. Daraus abzuleiten, dass es JEDER schaffen kann, ist völliger Schwachsinn.
Ein weiterer aus meiner Sicht bemerkenswerter Satz ist dieser hier:
"Eine ähnliche Erklärung wie Piven heute lieferte der Kulturtheoretiker Mark Fisher bereits vor zehn Jahren in seinem Buch Capitalist Realism, in dem er das Phänomen einer politischen Atmosphäre beschrieb, in der die Menschen das sie umgebende System quasi als Naturgesetz betrachteten und ein Bewusstsein für Alternativen gar nicht mehr entwickeln könnten."
Das ist etwas, das ich selbst in zahlreichen Diskussionen beobachten konnte. Jegliche Kapitalismuskritik wird von den entsprechenden Leuten mit dem Hinweis beantwortet, dass wir keinen Sozialismus wollen, dass der Sozialismus bewiesen hätte, dass er nicht funktioniert, usw. Dann habe ich oft gesagt, dass ich auch keinen Sozialismus will, jedenfalls nicht in der Art wie er im Ostblock praktiziert wurde und wird, dass ich aber auch nicht den Kapitalismus will, wie er sich uns darstellt, weil er den Bedürfnissen der meisten Menschen nicht gerecht wird. Die Lösung wäre, etwas völlig Neues zu erfinden, etwas was dazwischen liegt und die Vorteile von Kapitalismus und Sozialismus in sich vereint. Darauf habe ich nie eine Antwort bekommen. Niemand von denen konnte sich offenbar vorstellen, dass es noch was anderes geben könnte. Das ist genau das im Artikel beschriebene Phänomen über das Fisher schreibt: Kapitalismus gilt als Naturgesetz. Ist quasi alternativlos, wie Frau Merkel zu sagen pflegte.