Tron @Doc, einfach mal exemplarisch:
Tron
Sehe ich inhaltlich wie Du. Natürlich sind an einen Künstler keine geringeren Maßstäbe zu stellen. Und Frauen, die sich Weinsteins Machtausübung entzogen und dafür ihre Karriere ruiniert haben, waren natürlich Opfer, wenn auch rein technisch betrachtet vielleicht nicht Opfer eines sexuellen Übergriffs (wenn sie sich dem früh genug entzogen haben). Ich weiß nicht, wie genau das Gerichte beurteilen. Vergleichbares gilt für die Opfer eines übergriffigen Personalchefs.
Jan74 Ich denke nicht, dass da derartige seelische Schäden entstanden sein dürften,
Ich komme wieder zurück zum Gericht. Auch hier ist jeder Einzelfall für sich zu betrachten und in die Urteilsfindung einzubeziehen. Eine pauschale Bewertung wie die obige ist demnach nicht möglich, dafür unterscheiden sich die Täter, die Opfer und die Umstände zu sehr. Ich lese @Jan74 hier aber eher so, dass er mit der Formulierung "derartige Schäden" eine Relativierung in Hinblick auf jahrelangen schweren sexuellen Missbrauch vornehmen und nicht einen Schaden im Einzelfall ausschließen wollte.
Ich halte solche Relativierungen (wie in vielen anderen Bereichen übrigens auch) nicht für zielführend, möchte Jan74 aber deshalb noch nicht unterstellen, dass er minderschwere Formen der Belästigung für unproblematisch erachtete.
esta1 Diese Taten zusammen in einen Topf zu werfen ist aus meiner Sicht auch eine Art Missbrauch!
Sehr unglückliche Formulierung, da hier grundlegend verschiedene Bedeutungen des Wortes Missbrauch in gefährliche Nähe zueinander gebracht werden. Ich weiß nicht, ob hier das Wortspiel zu sehr verlockte, aber ich hätte hier sicherlich anders formuliert. Ich kann aber mit der Aussage mitgehen, dass vorschnelle Subsummierungen unterschiedlich schwerwiegender Taten problematisch werden können. Ich erinnere z.B. an Trumps unseliges "I think there's blame on both sides" anlässlich der Gewalt in Charlottesville.
Muss man halt im Kontext lesen.
Das ist m.E. sehr wichtig, und ich versuche das eigentlich auch stets zu tun. Ich vermisse aber trotzdem noch den Subtext eines "Stell Dich nicht so an". Das wäre eine Wertung einer persönlichen Betroffenheit in Bezug auf einen sexuellen Übergriff, die ich für unzulässig erachtete, die ich aber aus den genannten Beispielen auch nicht herauslese.
Tron In einen Topf geworfen haben es die "Differenzierer", indem sie diese Taten hier überhaupt erst erwähnt haben (Kirche, Assad etc.), nur um zu sagen, dass man es doch bitte nicht in einen Topf werfen möge.
Da gebe ich Dir Recht, das ist eine auch in meinen Augen unselige Taktik, die eigentlich nie zu einem Erkenntnisgewinn beiträgt. Die Vermutung, dass damit Taten entschuldigt werden sollen, drängt sich also auf, ich möchte hier aber ungern reflexhaft Schlüsse ziehen. Im Zweifelsfall gehe ich lieber davon aus, dass sich jemand unglücklich ausgedrückt hat.
Vielleicht bin ich diesbezüglich ja zu naiv, aber bisher habe ich diese Herangehensweise immer als fruchtbarer empfunden, auch in Hinblick darauf, mein Gegenüber vielleich doch noch zu einer Reflektion bewegen zu können.