Polarfuchs Auf dem Land leben wollen, würde ich aber auch nicht, weil mich dieses soziale "Eingebundensein" stören würde. Letzteres hat zwar auch Vorteile, aber ich fühle mich damit nicht wohl. Mir ist es viel lieber, wenn ich ungestört irgendwo leben und meine Ruhe haben kann und nur ab und zu freiwillige private Kontakte pflege.
Verstehe ich vollkommen. Ich ziehe mich auch sehr, sehr gern zurück, wir leben am Rand eines Dorfes, wenn ich das nicht will, kriegt mich wochenlang keiner zu Gesicht. Aber wenn ich Gesellschaft will, kann ich sie haben und ja, den Tratsch liebe ich schon. Nicht den bösen, sondern einfach die Dorfneuigkeiten, die hat ein Kind bekommen, der hat eine neue Freundin, die ist im Krankenhaus, der hat seine letzte Chemo gehabt und nun hofft man, ... so was in der Art. Es ist schön, die Leute zu kennen, es ist auch schön, wenn Leute Anteil an einem nehmen, wenn die wissen, dass man im Kh ist, kommen sie vorbei, wenn sie zufällig in der Stadt sind. (Drum sag ich immer nichts.) Im Gegenzug fordern sie aber auch. Das ist der Nachteil. "Claudia, könntest du nicht, ... bitte, wir haben niemanden, ..."
Ich lasse die Haustür offen, weil wir keine Klingel haben, und die Leute stellen die Sachen, die sie vorbeibringen, einfach in den Hausflur. Wahrscheinlich haben sich schon einige bedient auch, aber wir haben eh viel zu viel Zeug. Man bringt uns ungefragt Obst und Gemüse, hat eh jeder viel zu viel, und wenn ich will, kriege ich Bauerngockel, Stallhasen und Brennholz geliefert.
Wenn einem was Blödes passiert, wird das noch Jahrzehnte später erzählt. Man hat Originale im Dorf, die über den Tod hinaus für Gesprächsstoff sorgen.
Aber man hat auch Verpflichtungen, Kuchenbacken (meine will zum Glück keiner), Anwesenheit bei Veranstaltungen (wer fehlt, braucht eigentlich ein ärztliches Attest) und die bereits hier diskutierten Ehrenämter. Muss man natürlich alles nicht, aber dann ist man halt nicht mitten drin sondern nur außen vor. Geht auch. Wäre aber nicht meins.