esta1 Staatsversagen weiß ich nicht, so würde ich es auch nicht bezeichnen. Aber im Topf wäre genügend Geld gewesen um daraus dann auch Stellen zu schaffen.
Das Recht auf Asyl steht in unserem Grundgesetz, deshalb ist die Betreuung von Flüchtlingen natürlich Aufgabe des Staates. Staatsversagen war es in meinen Augen deshalb nicht, weil die große Zahl der Flüchtlinge nicht vorhersehbar war. Das gilt aber nur für den Beginn eines erhöhten Andrangs an Flüchtlingen, danach kann man nicht mehr von "unerwartet" sprechen. Es wäre demnach Aufgabe des Staates gewesen (und ist es weiterhin), nach dem Anschwellen der Flüchtlingszahlen schnellstmöglich die benötigten Stellen zu schaffen und geeignete Leute einzustellen bzw. anzulernen.
Insofern bin ich ganz bei Dir.
Wolfgang Ich finde es keineswegs gut, wenn sich der Staat in alle möglichen Lebensbereiche einmischen würde. Das macht er bereits viel zu viel. Gottseidank gibt es Bereiche, wo er sich raushält, aber dann erfordert es eben manchmal ehrenamtliche Tätigkeiten.
Die Definition dessen, was Aufgabe des Staates ist, ist eine sehr grundlegende Determinante einer jeden Gesellschaft. Und hier herrschen in verschiedenen Ländern sehr unterschiedliche Vorstellungen.
Ich vertrete die Ansicht, dass Aufgaben des Staates dort entstehen, wo ein Handlungsbedarf aus gesellschaftlicher Sicht besteht, eine individuelle Bewältigung aber faktisch unmöglich ist (z.B. Landesverteidigung), wo diese gesellschaftlich unerwünschte Auswirkungen mit sich brächte (z.B. Polizei, Schule) oder wo es ungenügende Anreize für eine individuelle Bewältigung gibt (z.B. Umweltschutz).
Und natürlich übernimmt der Staat dort, wo er per Gesetz Forderungen aufstellt, die Aufgabe, die Umsetzung dieser Forderungen zu überwachen, sei es dass er sie selbst erfüllt (finanziert über Steuern, z.B. Betreuung von Flüchtlingen), oder aber seinen Bürgern Auflagen macht, diesen Forderungen nachzukommen (z.B. beim Hausbau). Ein großer Teil unserer Verwaltung liegt somit im Aufgabenbereich des Staates (in Form des Bundes, der Länder und der Kommunen).
Und: Was auch ohne staatlichen Aufgabe zu sein bereits gut funktioniert, muss man nicht dem Staat unterstellen (z.B: Feuerwehren).
Wir erachten z.B. die Gesundheit aller als gesellschaftliches Anliegen, deshalb ist bei uns eine Krankenversicherung Pflicht, und daraus erwächst auch einen Verantwortung des Staates, eine solche für jeden möglich zu machen. In den USA ist man diesbezüglich anderer Ansicht, dort wird Gesundheit aller eben nicht als gesellschaftliches Anliegen betrachtet, sondern als reine Privatangelegenheit. Ich persönlich fände es unerträglich, zusehen zu müssen, wie mein Nachbar qualvoll dahinsiecht oder stirbt, weil er sich eine Krebsbehandlung nicht leisten kann, aber in den USA ist man da wohl etwas abgebrühter.
Wolfgang Natürlich kann man im Einzelfall darüber diskutieren, ob eine Tätigkeit, wie hier angedeutet, staatliche Aufgabe oder Ehrenamt sein sollte. Daraus aber insgesamt ein solch schlechtes Bild des Ehrenamtes zu entwerfen, wie es Eichörnchen macht, z.B. auch mit ihren Anmerkungen [...] halte ich einfach für verächtlich.
Ich vermute, @eichoernchen stellt sich etwas anderes unter einem Ehrenamt vor und betrachtet den Begriff deshalb als Euphemismus. Außerdem mag mit hineinspielen, dass in Frankreich manches als Staatsaufgabe betrachtet wird, was bei uns nicht als solche gewertet wird. So würde ich mir zumindest die deutlich höhere Staatsquote in Frankreich erklären, die höchste in der ganzen EU.
Claudsia Vielleicht ist das auch wieder eine Stadt- Landsache, also hier auf dem Land ginge ohne Ehrenamt doch gar nichts. Wir haben ja nichts, kein Kino, kein Theater, keine Konzerthalle, keinen Bundesligaverein, wir haben nur unsere Schützenvereine, die Feuerwehr, den Frauenbund, die Kolpinggesellschaft, den Sportverein, ...
Natürlich dient das Ehrenamt häufig auch der Vertiefung des sozialen Kitts, z.B. durch geselliges Zusammensein rund um die ehrenamtliche Tätigkeit. Ein Paradebeispiel sind hier sicher die Freiwilligen Feuerwehren. Und natürlich haben diese Institutionen auf dem Land mangels Alternativen einen größeren Stellenwert als in der Stadt.
Und es macht ja auch Spaß!
Eben.