Crazyleni-aka-Souha Natürlich ist das gegen Muslimas gerichtet.
Von wem? Von denen, die diese Abstimmung eingebracht haben? Vermutlich ja. Von jedem einzelnen Schweizer, der für das Verbot gestimmt hat? Ich denke mal nein. Deshalb sollte man den Fall etwas differenzierter betrachten und nicht vorschnell in eine Schublade stecken.
Ich sehe das als feindseligen Akt, diskriminierend und rassistisch. Es wurde von den selben Leuten eingebracht, die schon für das Verbot neuer Minarette eingetreten waren. Darunter rechte Gruppen.
Es gibt genügend Menschen, denen es genau darum ging. Und leider haben diese Leute die öffentliche Debatte bestimmt, auch, weil die leiseren Töne niemand hören wollte. Das ändert aber nichts daran, dass ein solches Verbot nicht automatisch rassistisch ist.
Nehmen wir beispielsweise das Kopftuchverbot in der Türkei an Hochschulen und anderen öffentlichen Orten zwischen 1937 (Einsetzung der laizistischen Verfassung) und 2008 (Aufhebung durch die stärker fundamentalistisch orientierte Regierung Erdogan). Da kam damals niemand auf die Idee Atatürk Rassismus vorzuwerfen, und auch heute noch würde einer neuen Säkularisierungsbewegung kaum mit dieser untauglichen Keule begegnet.
Obiger Wikipedia-Artikel zählt noch weitere Fälle auf, in denen in mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern insbesondere die Ganzkörperverschleierung eingeschränkt oder verboten ist:
Gegen das Tragen von Ganzkörperverschleierung erhob sich in Ägypten heftiger Protest, die Azhar erklärte Ganzkörper- und Gesichtsschleier bereits 2009 für unislamisch. Die weltliche Universität Kairo verbot im Jahr 2015 ihren Professorinnen das Tragen eines Gesichtsschleiers.
Anmerkung: Die al-Azhar-Universität ist eine islamische wissenschaftliche Institution von internationalem Rang, die ihren Sitz in Kairo hat und vom ägyptischen Staat unterhalten wird.
Das Tragen von Niqabs ist in Tunesien bis heute verboten.
Crazyleni-aka-Souha Durch ein Verbot leistet man keinen Beitrag zur Bekämpfung frauenfeindlicher Haltungen und Einstellungen im Islam.
Das sehen Frauenrechtsorganisationen in muslimisch geprägten Ländern offenbar anders.
im Gegenteil. Man befeuert antimuslimischen Rassismus und treibt Leute in die Enge.
Das ist denkbar, insbesondere wenn wieder und wieder der Niqab als Symbol der westlichen Oppression hingestellt wird. Hier spielt linke Identitätspolitik einer rechtsnationalen Identitätspolitik sehenden Auges in die Hände. Das hat Alice Schwarzer in meinen Augen richtig erkannt.
Sondern die Frauen, die ohnehin schon unterdrückt werden und wenig Chancen haben. Deren Männer werden sicher nicht sagen, oh wie toll, du legst nun Deinen Niqab ab. Passt wunderbar. Sondern die lassen es an der Frau aus. Wem ist also nun geholfen.
Ganz profan: Wer geht dann einkaufen? Und woher nimmst Du, dass Männer ihren Frust in dem Fall besonders an Frauen ausließen? Dieses Argument könntest Du gegen jegliche Maßnahmen zur Stärkung von Frauenrechten anbringen.
Wie könnte man Deiner Ansicht nach diesen Frauen besser beistehen?
Wem ist also nun geholfen. Den Rechten, die die Leitkultur verteidigen wollen und nichts von Muslimen halten.
Ein Argument wird nicht dadurch falsch, dass auch Rassisten es sich auf die Fahnen schreiben. Wäre das so einfach, könnte die AfD unsere gesamte Politik bestimmen, sie müsste immer nur das gleiche fordern, was sich unter anderen Parteien als vernünftiger Konsensus herausgebildet hat.
Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. Offenbar gilt das nicht für Muslime. Traurig.
Der Volksentscheid spricht nicht von Muslimen. Niqab und Burka sind auch nicht im Islam als verpflichtend eingestuft. Und der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte stellte fest, dass "das Tragen eines Niqabs oder Kopftuches nicht zu den Menschenrechten gehöre" und: "Man habe mit dem Verbot [der Vollverschleierung] Bedingungen des gesellschaftlichen Miteinanders festgelegt; das sei ein legitimes Ziel."
Crazyleni-aka-Souha Er wird in der Schweiz verboten, weil rechte Nationalisten das so wollen. Nicht weil ihnen die Frauen so leid tun. Die gehen ihnen am Arsch vorbei.
Die Nationalisten mögen den öffentlichen Diskurs dominiert haben, aber sie alleine konnten dieses Verbot nicht bewirken. Und die SVP hat in der Hinsicht auch kein Alleinvertretungsmandat.
Tron Leider opfert man seine eigenen Werte.
Welche Werte werden Deiner Meinung nach geopfert?
Niemand würde sich selber Bekleidungsvorschriften machen wollen.
Das ist ein interessanter Aspekt. Wäre ein solches Verbot auch denkbar, wenn die Vollverschleierung von einer fundamentalistischen Bewegung aus dem Herzen der Volksschweizer hervorginge. Ich kann nur für mich sprechen, aber mich würde ein solches Verhalten auch dann sehr befremden, wenn es in keiner Weise mit islamischen Auslegungen verknüpft wäre. Außerdem habe ich bereits Beispiele aufgezeigt, wo die Vollverschleierung in mehrheitlich muslimischen Ländern verboten wurde. Da hat also durchaus eine Gesellschaft sich selbst Bekleidungsvorschriften auferlegt.
Süntje Ich [...] frage mich aber ist das überhaupt relevant? Also es setzt ein klares schlechtes Statement, aber gibt es soviele verschleierte Muslima in der Schweiz?
Ein Phänomen, das Abwehr hervorruft, muss nicht unbedingt weit verbreitet sein, um sich dagegen auszusprechen.
Pia_BW_69 Allerdings ändert man mit diesen Gesetzten an der Situation der betroffenen Frauen garnichts, die nehmen entweder die Strafe in Kauf oder bleiben dann zuhause
Wie gesagt, einfach zu Hause zu bleiben mag für eine kleine Oberschicht eine Option sein, aber in den meisten Familien kann man sich das nicht leisten.