Einen Moment lang habe ich nachgedacht, ob ich den "Quo vadis, Europa"-Faden weiterführen sollte, denke aber, dieses könnte auch gut ein eigenständiges Thema sein.
Dieser Artikel in der "Welt" hat mich getriggert, weil ich ihn in Bezug auf den Titel als beispielhaft ansehe.
Die Autorin schildert darin in netten Worten, dass die EU und damit auch Deutschland unfähig oder zu doof sind, ihre Bürger mit Impfstoff zu versorgen. Aber ist das auch so? Sie schreibt, die EU-Kommission hätte bisher nur einen Rahmenvertrag über 300 Mio. Impfstoffdosen mit der Option auf weitere 100 Mio. Dosen abgeschlossen. Diese würden nach dem Bevölkerungsschlüssel auf die Mitgliedstaaten verteilt. Deutschland erhielte folglich 56 Mio. Impfstoffdosen (plus 19 Mio. vo der Option). In einer Bildunterschrift im Rahmen des Artikels findet man den Hinweis, dass die Impfbereitschaft weltweit bei nur etwa 75% liegt - in Deutschland gar bei 50%. Bei einer Bevölkerung von 83 Mio. braucht Deutschland demnach irgendwas zwischen 40 und 60 Mio. Impfstoffdosen. Die mit dem o.a. Rahmenvertrag abgeschlossene Menge ist ausreichend. Wohlgemerkt, es geht hier um die Erstversorgung. Ich finde, die EU und Deutschland haben alles richtig gemacht. Oder nicht?
Sie führt ihre Einschätzung, die EU hätte sich "abhängen lassen", darauf zurück, dass die USA sich bereits 800 Mio. Impfstoffdosen haben vertraglich zusichern lassen, mit einer Option auf weitere 1,4 Mrd. Zusammen sind das fast 7 Impfstoffdosen für jeden Einwohner, Impfgegner nicht berücksichtigt. Was ist daran toll? Wenn ein Staat sich von einem knappen Gut mehr sichert als er benötigt werden andere Staaten mit weniger Geld und weniger Geld komplett in die Röhre gucken. Vernünftig wäre, jeder besorgt sich nur die Menge, die er tatsächlich braucht, dann ist vielleicht für alle etwas da. Warum muss man diesen fatalen Egoismus bejubeln und die EU, die in dem Fall vernünftiger agiert, in die Pfanne hauen?